Wenn der Bock den Gärtner gibt ….

Pathes up and down

 

…. kann Optimismus nur durch unvollständige Information entstehen.

Gehören Sie auch zu den 85% der sich überdurchschnittlich gut im Straßenverkehr bewegenden Autofahrer? Wie gut schätzen Sie ihre Fähigkeiten bei der Lösung von Logik- oder anderen Aufgaben ein? Oder im Job? Man muss schon einiges Wissen, um Wissen beurteilen zu können. Das gilt für andere, noch mehr aber für einen selbst. Dahinter steckt System.

David Dunning und Steve Kruger ließen Versuchspersonen eine Reihe von Aufgaben lösen und baten sie im Anschluss daran, ihre eigenen Fähigkeiten im Vergleich zur Gesamtgruppe einzuschätzen. Beinahe alle Probanden schätzten ihre eigenen Fähigkeiten besser als 70% der anderen Teilnehmer ein. Besonders grotesk: ausgerechnet die Gruppe mit den schlechtesten Ergebnissen neigt am Meisten zur Selbstüberschätzung. Die Besten hingegen zeigen bemerkenswertes Understatement. Nach den beiden Autoren benannt wird der „Dunning-Kruger-Effekt“: Je weniger man von einer Sache versteht, um so weniger ist man dazu in der Lage, seine eigene Inkompetenz zu erkennen, geschweige denn die Fähigkeiten anderer richtig einzuschätzen. Bist Du inkompetent, dann hast Du keine Ahnung von Deiner Inkompetenz! Dummerweise sind Fähigkeiten zum Herausfinden einer guten Lösung genau diejenigen, die man braucht um eine Lösung als gut zu identifizieren. Der kognitive Irrtum: Selbstüberschätzung bei gleichzeitiger Unterschätzung der Fähigkeiten anderer.

Praktisch können wir diesen Effekt täglich beobachten. Wie könnte man im Rausch von Plänen, Standards und Normierungen Außergewöhnliches erkennen? Management ist dazu da, Unpassendes passend zu machen. Was passiert, wenn plötzlich nicht genormtes Fachwissen sondern situative kreative Problemlösungskompetenz gefragt ist? Weder gibt es die von der Stange noch kann sie mit herkömmlichen Methoden gefunden werden. „Managen“ im klassischen Sinne lässt sie sich auch nicht, man erreicht sie nur durch vielfältiges üben, üben, üben. Talentmanagement stößt an seine Grenzen, Talente ziehen wie Adler einsam ihre Kreise, sie treten nicht in Schwärmen auf noch lassen sie sich gesteuert beliebig „entwickeln“ oder vermehren. Woran erkennt man etwas, was man selbst nicht kennt?

Der Unterschied zwischen Daten und Informationen liegt in ihrem Kontext. Talente zeichnen sich weniger durch ihr überragendes Wissen aus als durch die Fähigkeit, sich „ein Bild zu machen“ und Informationen in einem größeren Zusammenhang zu sehen. Der Kontext ist immer anders, Musterlösungen gibt es in dynamischen Märkten und Umfeldern nicht mehr. Die Kontextualisierung des Wissens wird so wichtig wie das Wissen selbst.

Gerne werde ich in meiner Rolle als Coach und Berater nach guten oder besten Praktiken oder anderen Rezepten gefragt. Vor kurzem noch wurde ich im Rahmen einer Auftragsakquisition von einer Gruppe von Führungskräften dazu gedrängt, ihnen doch endlich ganz konkret zu sagen, was die denn tun müssten, um in dieser oder jener Situation das Beste zu erreichen. Wohlgemerkt, nachdem ich das Unternehmen seit weniger als einer Stunde kannte. Es gibt nur eine korrekte Antwort auf diese Frage, die nur leider niemand hören will: Rezepte zum Nachmachen gibt es nur für das Scheitern. Dazu muss man einfach wiederholen, was anderswo schon nicht funktioniert oder an seine Grenzen stößt. Der Weg zum Erfolg ist immer neu, situativ, er ist einzigartig und lässt sich nicht kopieren. Man muss ihn also finden, das geschieht durch üben, üben, üben, viele Irrtümer und die Bereitschaft und Fähigkeit, schnell zu lernen.

Was rede ich: die gapingvoid Karikatur oben bringt das sehr schön zum Ausdruck.

 

 

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