Wenn man in einer Minute einen Nagel in die Wand schlägt, wie viele schafft man dann in fünf Minuten? ….. Richtig!
Wenn man in einer Stunde ein Kundengespräch geführt, einen Projektbericht geschrieben oder einen Plan für eine Vorrichtung skizziert hat, wie viele schafft man dann in 5 Stunden? ???
Die Antwort liegt nahe: „Kommt ganz drauf an.“ Wieder richtig. Aber worauf?
Der Mythos „Manntag“ als einfache Multiplikationsformel für Leistung/Zeiteinheit stammt aus der Logik massenhafter Fertigung industrieller Standardprodukte. Die gewohnte Antwort der effizienzgetriebenen Industriegesellschaft auf Engpässe lautet: Ärmel aufkrempeln, mehr und härter arbeiten, Druck, die Leistungsfähigkeit einer „Ressource“ um 20% steigern und schon steigt der Output proportional zu den eingesetzten Leistungsfaktoren.
Doch diese Logik stimmt heute sicher nicht mehr. Massenware ist out, Maßarbeit ist angesagt. Kundenorientierung ist wichtiger als „Hab-Ich-Auch“-Produkte oder Dienstleistungen. Arbeit mit Informationen und Menschen folgt einer anderen Logik als industrielle Massenproduktion. Manchmal schaffe ich in einer Stunde, worüber ich sonst Tage brüte. Bekomme ich einen Tipp von einem Kollegen, wo es etwas Ähnliches schon gibt? Bin ich innerlich ausgeglichen und kann mich voll konzentrieren? Muss ich mich auf innerbetriebliche Partisanenkämpfe oder Sandkastenspiele einstellen, um meinen Arbeitsplatz fürchten oder mich über nicht funktionierende Informationsprozesse ärgern? Das sind einige der fundamental anderen Kriterien für Produktivität in der heutigen Informationsgesellschaft.
Es wird geschätzt, dass die Produktivität von Maschinen und Anlagen heute nur noch ca. 15% unserer Wertschöpfung ausmacht. Die Produktivität von Informationsarbeitern hängt ab von Erfolg, Lebensqualität, Orientierung, motivierenden Herausforderungen, Werten, …. Die Wirklichkeit ist ganzheitlich, das sollte die Führungs- und Motivationspraxis endlich sehen und anerkennen. Nichts demotiviert mehr, als seine Fähigkeiten nicht einsetzen zu können.
Menschliche Gesellschaften haben „Betriebssysteme“, Annahmen, Werte, Normen und Kultur Thesen darüber, wie die Welt funktioniert. Unsere Vorfahren vor 70.000 Jahren waren da mit Motivation 1.0 sehr einfach strukturiert: es ging schlicht um’s Überleben und Fortpflanzen, das reichte zur Verhaltenssteuerung schon sehr weit.
In komplexen Gemeinschaften musste mit Motivation 2.0 dem Umstand Rechnung getragen werden, dass es für ihr Funktionieren mehr braucht als biologische Bedürfnisse. In diesem System spielen Belohnungen, Bestrafungen eine wichtige Rolle. Vor allem in den letzten beiden Jahrhunderten hat dieses Betriebssystem Wichtiges geleistet: Industrialisierung, materieller Wohlstand, technische Fortschritte u. a. basieren darauf. Eine Modifikation auf 2.1. hat dieses Betriebssystem erfahren durch die Erkenntnis, dass auch andere Antriebskräfte durch mehr Freiräume und mehr Flexibilität für Wirtschaft und Gesellschaft nützlich sind. Die alten Grundregeln bestimmen jedoch noch immer das System.
Doch immer mehr Beobachtungen und Erkenntnisse sprechen dafür, dass wir Motivation vor allem aus Erfolg schöpfen, aus der immer besseren Ausführung von Aufgaben und dem Erreichen von Zielen. Für Informationsarbeiter ist die Sinnmaximierung wichtiger als Gewinnmaximierung, immer vorausgesetzt, dass Fairness in Bezahlung und im Umfeld dominierende Gestaltungsprinzipien sind. Belohnungssysteme funktionieren nur bis zu dem Punkt, wo die Belohnung fällig wird. Sie versagen völlig, wo kognitive, kreative und über einfache mechanische Tätigkeiten hinausgehende Anforderungen gestellt werden.
In der Informationsgesellschaft brauchen wir ein Upgrade auf Motivation 3.0, wo bedeutende Leistungen nur durch Begeisterung, Horizonterweiterung, Selbstverantwortlichkeit erzielt werden können und das Umfeld von vertrauens- statt nutzenbestimmten Verhaltensweisen bestimmt sind. Dann steigt der Nutzen wie von allein.