Vorwärts in die Vergangenheit?

new ways of seeing the world require new eyes to see them with

Mal kurz mal eben Folgendes. Nur mal so, zum Nachdenken. Genau, ein Denkwerkzeug. Ihr wisst schon: ich weiß es auch nicht besser. Doch ich möchte zum Denken einladen, mal eine Corona-Party der ganz anderen Art.

Pandemien oder ganz allgemein Krisen zwingen, neu über die Welt nachzudenken. Weil die alte nicht mehr funktioniert. Systeme haben noch keinen Werkzeugkoffer für neue Kontexte. So manches wird entkoppelt, anderes „geht über die Wupper“ (Pott-Redensart: wird zerstört, verschwindet), und wieder anderes wird  abgeschwächt oder verstärkt. Also nichts Neues, für Krisensituationen jedenfalls (darüber hab ich schon mal, siehe hier). Wir befinden uns vor einem Portal zwischen einer alten, uns in großen Teilen bekannten Welt und einer neuen.

Was auf der anderen Seite des Portals an Gutem, Schlechtem, Überraschendem, Ungedachtem und Unbedachtem zu finden sein wird, das weiß niemand. Das sollte aber nicht abhalten, darüber nachzudenken. Denn was immer in Zukunft sein wird: Es wird entstehen aus den Widersprüchen, Zusammenstößen, Interaktionen, Ideen und Gedanken von uns und heute. Dabei sollten all die Experten und Wahrsager uns nicht irritieren, die mit ihren Prognosen und Voraussagen die Welt überschütten. Die wissen es nämlich nicht besser. Bevor die nicht ohne Eigeninteressen oder die Interessen anderer vertretend die Diskussion ihre Richtungen lenken, sind wir klug beraten, selbst in lebensnaher Diversität zu debattieren, zu streiten, zusammenzuarbeiten, auszutauschen mit gegensätzlichen, wettstreitenden, entwicklungsfähigen und nicht ganz ausgegorenen Ideen und Szenarien: Wie stellen wir uns eine neue Welt vor?

Was mich im Moment stört: Die öffentliche Diskussion wird beherrscht von Forderungen nach Lockern der Pandemie-Beschränkungen. Argumente reichen von ethischen Beweggründen („Würde ist wichtiger als „Überleben“) über wirtschaftliche Existenzängste, Fragen der Lastenverteilung, der Grundfesten unseres Zusammenlebens verbunden mit der Sorge um Gewalt unter den Bedingungen sozialer Isolation, der Bildung und Ausbildung und vieler anderer mehr. So weit begründet und diskussionswürdig. Doch es greifen auch verstärkt Verschwörungstheorien um sich, die jedem kritischen und wissenschaftlichem Denken zuwiderlaufen. Die Pandemie ist nur der Anlass für unsere Probleme. Sie erschafft sie nicht, sie zeigt nur mit unerbittlicher Härte Schwachstellen unseres alten Systems auf. Es macht mir daher Sorgen, dass in den Turbulenzen von heute dieses Alte als erstrebenswerter Zustand verklärt wird,  als die Welt, wie sie wieder sein sollte. Was haben wir alles beklagt, Veränderungen herbeigesehnt, gestritten und gekämpft, was haben wir gejammert über ungenutzte Möglichkeiten und unsinnige Grenzen, die uns behindert haben. Wir waren genervt von bevormundenden Besserwissern in den verschiedensten Lebensrollen und haben sie zum Teufel gewünscht. Nun sind die mit ihrem Wissen am Ende, vieles geht, was vorher unmöglich schien. Wir haben Budgets locker gemacht für unser Überleben, von denen wir vorher nicht zu träumen wagten. Und nun soll alles wieder so werden wie früher?

Das meinen wir doch nicht wirklich!

Ich möchte gerne eine Debatte anstoßen über unsere Vorstellungen und Ideen. Wie seht Ihr das? Wird die Welt wieder so werden wie früher? Wird es eine neue Normalität geben? Werden die Turbulenzen noch andauern und Unsicherheit wird unser Leben beherrschen? Was wird bleiben? Was wird Neues kommen? Welches werden neuen Rahmenbedingungen und Spielregeln der Zukunft sein? Welche Sorgen und Wünsche habt ihr? Welche Gefühle treiben Euch an. Was würdet Ihr gerne verstärken und was auf dem Müll entsorgen?

Alles das interessiert nicht als Vorhersage oder Prognose. Ich denke eher an Geschichten, Gedanken und Gefühle. Was bewegt Euch? Was freut Euch? Was sorgt Euch? Ich möchte, dass wir darüber debattieren und uns austauschen, als Meinungsvielfaltsverstärker, nicht als Rechthaber oder Prognostiker.

Ich freue mich über alle Beiträge, die mich erreichen, die ich verlinken, zusammenfassen oder kommentieren werde. Ich freu mich über alles, was an mir vorbeigeht und seinen Einfluss in der Gesellschaft hinterlässt. Ich werde gezielt Personen bitten, dazu etwas zu schreiben und zu veröffentlichen. Ob das eigene Blogs sind, Kommentare auf dieser Seite, linkedin, soziale Medien oder ich weiß nicht was. Ich werde mich selbst beteiligen an einer Runde mit bisher nicht bekannten interessanten Menschen, die wir uns über derartige Fragen austauschen werden. Wir werden zu gegebener Zeit berichten. Im Rahmen meiner beschränkten Möglichkeiten werde ich dazu beitragen und was mich erreicht auch öffentlich machen.

Verbreiten, andere Meinungen einholen, kommentieren ausdrücklich erwünscht.

Mal gespannt, was daraus wird.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Christin
Christin
3 Jahre zuvor

Lieber Martin, tolle Idee!!! Bin gespannt was daraus wird und gebe gerne zunächst folgende Geschichten rein: Zum einen erschreckt mich unser Mülleimer! Nicht, dass er selbst was dazu könnte, aber er quillt über …Plastickmüll. Ja, wir sind nun zu viert zuhause, aber vorher wurde er nicht voller, weil ich mit meinen Schüsseln zu sämtlichen Läden konnte und gerade alle überzeugt hatte (Metzger, Bäcker etc) dies zz tun und auf die Verpackung zu verzichten. Das gehört also eher in die Kategorie „zurück“!? Nicht zurück sollten definitiv die Lehrerinnen und Lehrer. Sie haben es bei uns bisher noch nicht geschafft Aufgaben über… Weiterlesen »

Daniela Fehring
3 Jahre zuvor

Lieber Martin, so viele Fragen! Mir stürmt der Kopf. Wird die Welt wieder so werden wie früher? Hoffentlich nein. Hoffentlich werden wir uns die Flexibilität und Anpassungsfähigkeit des Corona-Shutdowns erhalten. Ein kleines, unscheinbares Virus hat gezeigt, dass so viel mehr möglich ist, als wir uns alle selbst zugetraut hätten. Es zeigt mir die Endlichkeit des Lebens und dass es sich lohnt, diese kurze Zeitspanne nicht einfach zu verschwenden, sondern nachhaltig zu wirken. Wenn ich einen Wunsch frei hätte, dann würde ich mir wünschen, dass noch wesentlich mehr (Tanz-)Musik in die globale Co-Kreation kommt. Der schwarze Peter der Corona-Schuld ist da… Weiterlesen »

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