Landpomeranze und PayPal-Hühner – Neues aus dem Federvieh-Universum

Aufmerksame Leser erinnern sich an die Geschichte von den PayPal-Hühnern, mein Dasein als Landpomeranze mit nunmehr einem Jahr Landleben? Wenn nicht, sie ist hier zu finden.

Neulich stand ich wieder vor dem nämlichen Hühnerstall. Ein friedlicher Sommermorgen, ein frischer Kaffee vor dem Start, mit dem E-Bike unterwegs. Die Tiere in bester Legelaune. Dann sehe ich ihn: den Automaten.

So ein kleines, graues Ding, wie früher am Kiosk, als man für einen Groschen eine Kaugummikugel zog. Nur steht dieser hier nicht vor einem Tante-Emma-Laden, sondern am Zaun des Hühnergeheges. In der Glaskugel: gesottene Würmer. Trocken, proteinreich, leicht glänzend. Für Hühner ein Festmahl. Für Menschen: ein kulinarischer Denkfehler mit Potenzial.

Darüber ein Schild: „Hühnerfutter – 20 Cent. Danke.“
Darunter ein Münzeinwurf. Und ein kleines Drehrad, mit dem man eine Handvoll Würmer freisetzt.

Ich gebe zu: Ich habe gelacht. Und gezahlt. Ich meine – wer kann da widerstehen? Nostalgie trifft Tierliebe. Drehen, klack, zack – Würmer frei Haus. Die Hühner rennen an. Ein Fest.

Und dann die eigentliche Frage:
Woher haben die Hühner das ganze Kleingeld?

Können sie etwa Paypal in Münzen umtauschen? Gibt es heimlich einen FinTech-Coop für Geflügel? Ein Start-up mit Sitz im Heuboden? Oder, und das halte ich für zunehmend plausibel:
Sind wir längst die ausführenden Organe eines hochintelligenten Hühnerkollektivs?

Man denkt ja immer, man füttert die Hühner. Aber was, wenn die das alles organisiert haben? Den Automaten, die Futterlogistik, das menschliche Verhalten. Vielleicht sind die „Leckerli“ nur ein Test. Eine Trainingsmaßnahme. Ein lang angelegtes Programm zur Koordination fremdgesteuerter Dosenöffner.

Ich traue es ihnen zu. Unsere Hühner sind aufmerksam. Beobachtend. Sie haben Routinen. Sie kennen ihre Kundschaft. Eines trägt vermutlich eine Brille mit eingebautem QR-Scanner. Eine andere schaut immer genau, wie weit ich vom Automaten entfernt stehe – als wollte sie sagen: „Jetzt wär ein guter Zeitpunkt, Martin.“

Und ich? Ich zahle. Ich drehe. Ich füttere. Ich bedanke mich fast. Die Eier schmecken hervorragend.
Vielleicht ist das der eigentliche Deal.

Die Kuh mag die Heilige des Dorfes sein – aber das Huhn hat längst die Kontrolle übernommen.

4 5 Bewertungen
Beitragsbewertung
Abonnieren
Benachrichtigen bei
guest
2 Kommentare
Älteste
Neueste Meistbewertet
Inline-Feedbacks
Alle Kommentare anzeigen
Anselm Bußhoff
Anselm Bußhoff
3 Monate zuvor

Die Hühnerfarm scheint mir nicht richtig durchstrukturiert. Einerseits können die Eier per Paypal bezahlt werden, beim Futter ist indes nur Bares Wahres. Das erweckt den Verdacht, während das Futter als Unkosten abgesetzt wird, füllen die Einnahmen schwarze Kassen. Von daher solltest du da nicht mitmachen. Hol‘ Dir im nächsten Raiffeisenmarkt einen Sack Hühnerfutter, lagere ihn trocken und bring‘ Deinen gackernden Freundinnen bei jedem Eierkauf ein Schäufelchen voll mit. Du fährst günstiger und die Hühner werden sich mit XXL-Eiern erkenntlich zeigen. Aber vergiss den Hahn nicht. Er könnte sonst vom Baum fallen. 😉

2
0
Deine Meinung würde uns sehr interessieren. Bitte kommentiere.x