Intuition und Systemwissen ergänzen sich!

Die Erde ist rund. Wer Stabilität will, braucht Flexibilität – oder einen Bierdeckel. Das Problem liegt nicht am Tisch, sondern an der Welt. Oder im Maßstab. Oder in uns.

 

Neulich habe ich einen Aufsatz von Gerd Gigerenzer gelesen. Darin ging es, mal wieder, um die alte Debatte mit Daniel Kahneman:
Ist Intuition klug – oder gefährlich?
Und was bedeutet das für gute Entscheidungen?

Gigerenzer meint: Intuition ist oft besser als ihr Ruf, besonders wenn wir uns in einem Bereich gut auskennen.
Kahneman hält dagegen: Gerade wenn wir glauben, besonders sicher zu sein, irren wir uns oft – systematisch. Bekannt als Kahnemann’s System 1 für schnelle, automatische Denkprozesse ohne willentliche Steuerung.

Der eine sagt: Ihr solltet viel häufiger Eurer Intuition vertrauen. Der andere warnt vor der Fehleranfälligkeit spontaner Entschlüsse. Ein interessanter akademischer Streit von zwei Großen, die viel zu sagen haben.

Ich lese, nicke und grüble. Es dauert nicht lange bis zur jüngsten Alltagsanalogie:

Ein Brief von der Notarin.
Viel Juristendeutsch. (Das muss wohl, unter Juristen)
Und mein Gefühl: Irgendwas passt da nicht. Da ist was schief.
Nicht falsch – aber irgendwie … fremd.

Mangels Fachkompetenz kann ich das natürlich nicht begründen. Doch irgendwas sagte in mir: „ich weiß nicht, aber überzeugt bin ich nicht.
Also habe ich den Brief an meinen Bruder geschickt (Volljurist) und parallel meine Clara (KI) gefragt, die kennen sich in juristisch-steuerlichen Labyrinthen gut aus.

Beide haben sinngemäß ähnlich geantwortet: „Dein Gefühl trügt dich nicht. Inhaltlich korrekt, aber kommunikativ nicht der Volltreffer. Geht auch einfacher. Wir Ich erklären’s dir.“

Was sagt die Wissenschaft dazu?

  • Gigerenzer würde sagen: Das ist ein klassischer Fall ökologischer Intuition.
    Martin kennt sich nicht im Recht aus – aber im Ton. Da passte was nicht.

  • Kahneman würde sagen: Gut, dass Du nicht blind deinem Bauchgefühl gefolgt bist. Sondern jemanden gefragt hast, der sich mit dem System Juristerei auskennt.

Kleine Entscheidungslehre daraus: Vertrau deiner Intuition – wenn du das Gelände kennst. Frag nach, wenn du nur ein Gefühl hast – aber keine Landkarte.

Intuition ist kein Ersatz für Fachwissen. Aber sie ist ein wichtiger Hinweisgeber. Manchmal beginnt eine gute Entscheidung mit einem schlechten Gefühl, das man ernst genug nimmt, um weiterzufragen. Vertrau deiner Intuition – wenn du das Gelände kennst. Frag jemand mit Kompass – wenn du im Systemwald stehst.

Intuition ist wie eine Hundenase: Sie wittert, wenn etwas nicht stimmt. Doch manchmal schnüffelt sie an der falschen Tür, weil sie das Haus nicht kennt.

Meine Lehre aus der Geschichte: Wenn ich ein Gespräch führe, ein Team begleite, eine Organisation betrachte, dann ist mein Gefühl oft mein bester Ratgeber. Da kannst Du dir vertrauen, grüble nicht zu viel. Doch wenn es um Steuerrecht, Notarbriefe oder Datenschutzvereinbarungen geht – dann ist mein Gefühl nur ein Anfang, bestenfalls. Doch nie eine gute Entscheidungsgrundlage.

Wir brauchen beides: den inneren Kompass – und jemanden, der die Landkarte lesen kann.

So gesehen haben Gigenzer und Kahnemann beide recht und auf Nützliches hingewiesen. Wie so oft kommt es eben mal wieder ganz drauf an. Auf den Kontext nämlich. Vielleicht ist die wackelfreie Welt eine Illusion.
Und der Bierdeckel (siehe Bild) – unsere alltägliche Heuristik.

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Ulrich Martin Drescher
Ulrich Martin Drescher
16 Stunden zuvor

Salu:
1. ein dreibeiniger Tisch kann nicht wackeln.
2. im richtigen Moment das Unerwartete tun.
Hilft das weiter ?

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