Ein Kurzurlaub am Meer hat mal wieder Gedankenskizzen provoziert.
An der See wird nämlich der Küstenschutz gemanagt. Ich hab eine Infotafel dazu gesehen. Da toben also Wind und Meer sich aus, Inseln verschwinden und entstehen neu, Landschaften verändern sich unablässig, nicht nur an der Küste. Ich erinnere mich an einen Wattführer, der während einer Inselwanderung nahe Spiekeroog scherzte: Ganz Spiekeroog ist auf Langeooger Sand gebaut. Womit er auf die fast dauerhafte Westdrift an der ostfriesischen Küste anspielte, die täglich durch Wind und Strömung riesige Sandmengen von West nach Ost bewegt. Wer es nicht glaubt, der schaue sich die Veränderung der Küste Ostfrieslands und der Inseln auf altem Kartenmaterial an.
Soso, und das managen wir jetzt?
Sprache ist oft verräterisch und offenbart tiefe Gedanken, während wir gleichzeitig oberflächlicher in ihrem Gebrauch werden. Seit Kepler und Galilei den Lauf der Gestirne berechneten sind wir im tiefsten Inneren überzeugt, alles durchschauen, berechnen und „managen“ zu können. Küstenschutzmanagement, Gesundheitsmanagement, Zeitmanagement, Selbstmanagement, Feel-Good-Management und was es noch alles für Stilblüten des Schein-Gestaltungswahns gibt. Wir tun gut daran, unsere Grenzen und Möglichkeiten im Dialog mit komplexen Umfeldern sprachlich präzise zu beschreiben. Wir können weder Küsten noch Gesundheit, Zeit oder Wohlfühlen „managen“, wir können sie nicht gefügig machen, sie mit unserem Willen oder unseren Instrumenten beherrschen. Die hören nämlich nicht auf uns. Wir können mit ihnen in Interaktion treten, wir können im Einklang mit ihnen gestalten, Wirkungen verstärken oder abmildern, wir können respektvoll mit ihnen lernen. Management in diesem Zusammenhang ist allerdings eine Illusion, wir tun gut daran, es auch nicht so zu bezeichnen. Klare Sprache und klare Gedanken bedingen sich gegenseitig, wir tun gut daran, uns nicht selbst in Nebelwolken einzuhüllen.
Komplexes kann gelingen, wir können es aber nicht „machen“. Das weiß ich spätestens seit den Kartoffel-Puffern meiner Mutter (siehe hier).
Fürwahr! Lernen von den Aborigines würde uns wahrscheinlich helfen, weniger zu managen und mehr Einklang mit dem herzustellen, was uns eigentlich nicht gehört…
Glück auf!