Ist mal wieder Pu-Zeit. Aufmerksame Leser wissen, das ist manchmal so. Kreisende Gedanken brauchen gelegentlich die Weitsicht des geringen Verstandes, um Dinge klar zu sehen. Heute ist es wieder so weit, oder besser: Es wird Zeit für die Reifung unbestimmter Gefühle zu einer Idee. Der Zufall hat mich zu einer kleinen Pu-Episode getragen.
Stürmisches Wetter ist im Hundert-Morgen-Wald. Der anhaltende Regen lässt die Pegel steigen, so wird Ferkel in seinem Haus vom Wasser eingeschlossen. Ziemlich brenzlig das Ganze. Grübelnde Gedanken keimen, immer wieder mit der Frage verbunden: Ach wäre ich doch jemand ganz anderes, der mit seinen Fähigkeiten mit Leichtigkeit diese Notsituation auflösen könnte. Pu würde mit Sicherheit wieder irgendetwas völlig Falsches tun, das sich später dann in glücklicher Fügung als genial herausstellt. Eule hat zwar nur wenig Verstand, weiß aber einfach alles; und Kaninchen hat zwar nur wenig gelernt, denkt sich aber immer wieder phantastische Pläne aus.
Wir finden das Leben oft paradox, weil es sich weigert unserer Logik zu folgen. So muss dann das Leben als Sündenbock dastehen, wobei wir besser unsere Vorstellungen von der Welt kritisch hinterfragen sollten. Vielleicht sind Eules Ideen ja doch nicht so zufällig sondern Ergebnis von viel Verstand und Erfahrung. Könnte ja sein, dass Ferkels Bild von den Fähigkeiten und Eigenschaften seiner Freunde grundlegend falsch sind. Sie sagen vielleicht mehr über die eigene ängstlich zweifelnde Sicht auf die Welt aus als über seine Kumpel. Möglicherweise ist ja alles ganz anders als wir glauben?
Sind wir nicht alle ein wenig Ferkel? Halten wir nicht viele Probleme für unüberwindbar, lästig und ärgerlich, obwohl in uns Fähigkeiten und Begabungen stecken, die uns weiterbringen können?
Natürlich gibt es in der Pu-Geschichte ein glückliches Ende. Im wirklichen Leben gibt es mehr Kreuzungen und Verzweigungen, es geht schon mal was schief. Aber das Leben ist dafür nicht am Ende. Es gibt also reichlich zu tun, um das Glück herauszufordern. Sicher ist: es kommt nur zu dem, der es auch versucht. Schlechte Gedanken verhindern Ideen, Krisen sind Initialzündungen für Neues. Es braucht ein wenig Chaos und Krise, um einen tanzenden Stern zu gebären. Bloß anfangen muss man schon. Und was Du alles kannst merkst Du erst, wenn Du es wirklich brauchst. So echt so, nicht nur in Gedanken.