Stell dir vor du denkst an deine Organisation, Chaos gehört doch bestimmt nicht zu deinen ersten Assoziationen, oder? Organisation ist, wo alles seine Ordnung hat, jeder tut was er soll, alles steht an seinem Platz, der Café schmeckt auch immer gleich. Manchmal gut, meistens schlecht. Immer die gleichen Gesichter, wiederkehrende Rituale, die Argumente sind auch immer dieselben. Alles bekannt, das Meiste jedenfalls. Organisation ist die Antithese von Chaos! Oder?
Ich spüre die aufkommenden Zweifel. Ist das wirklich so? Echt? Haben wir tatsächlich alles im Griff? Tut die Organisation, was wir organisieren? Ist nicht der Name schon irreführend? Managementbücher, Wirtschaftszeitschriften und Folientsunamis in Beratervorträgen suggerieren, dass es sogar optimale Organisationsstrukturen gibt. Wir sind kurz vor der Entdeckung des heiligen Grals der Organisation! Doch der Alltag zerreibt uns zwischen den Mühlsteinen der Widersprüche in der nach Perfektion strebenden Organisationsstruktur, egal ob Mitarbeiter „Unternehmer im Unternehmen“ sind, oder ob sie „ihren eigenen Weg gehend“ „an einem Strang ziehen“, „das Gesamtwohl im Blick“ „in einem Boot sitzend“ darauf achten, „den von oben vorgegebenen Weg“ nicht aus den Augen zu verlieren. Trotz Agilität, New Work und systemischen Denkens bleiben wir doch irgendwie anfällig für den Gedanken, es sei es ein Kinderspiel Ergebnisse vorherzusagen, Strukturen zu optimieren und diese störende Unsicherheit endlich in den Griff zu bekommen, wenn wir doch nur wirklich wissen würden, wo wir stehen und wie die Dinge funktionieren,
Die Chaostheorie behauptet das Gegenteil. Die Ausgangsbedingungen in unserem kleinen Film oben sind bekannt: Ein Doppelpendel mit lauter bekannten oder berechenbaren Variablen, trotzdem können wir zu keinem Zeitpunkt die jeweilige Postion des Pendels bestimmen, berechnen oder einen bestimmten Zustand oder Verlauf wiederholen. Es ist eben chaotisch. Kleinste Veränderungen in beliebiger Bedingung führen zu völlig anderen Verläufen und Ergebnissen.
Die Chaostheorie führt wohl zu wirklichkeitsnäheren Erkenntnissen über über unsere Organisationen als die Mechanik. Wer das Paradigma von Wissen, Kontrolle und Beherrschung hinter sich lässt erkennt schnell, dass Kontext, Vektoren, Diversität, Zusammenarbeit, Interaktion, Probieren usw. und die dazu zweckmäßigen Rahmenbedingungen die erkenntnisreichen Denkwerkzeuge sind.