Moral

Angst als moralische Instanz

Das Besondere an der Angst ist: Angst existiert, weil man sie sich vorstellt, man kann sie sich einfach einbilden. Sie ist immun gegen Argumente der reinen Vernunft, niemand kann sie widerlegen. Ihre Erscheinung ist paradox: jedes Bemühen Angst abzubauen verstärkt ihre Wirkung. Risiken, denen wir unfreiwillig ausgesetzt sind halten wir wegen ihrer Fremdheit und Unbekanntheit für größer als die Abenteuer, auf die wir uns wissentlich einlassen. Angst ist ein bewährtes Hausmittel, um Mangel an eigenen Ideen oder Handlungsmöglichkeiten, eigene Ohnmacht zu überdecken. Angst weiß alles, sie ist unwiderlegbar, sie ist das neue Meta-Mega-System einer undurchschaubaren Gesellschaft

Wer räsoniert, findet keine Resonanz. Das war einmal. Heute wird – ganz besonders in Wahlkampfzeiten – räsoniert, dass die Schwarte kracht mit der impliziten Falschmünzerei, es handle sich um politische Diskussionen.

Galoppierender Zorn

Ich bin zornig auf uns alle! Vor allem auf unheilige Allianzen von Dummheit, Unfähigkeit und Unwissen. Dabei unterscheide ich sehr wohl zwischen Dingen, die wir demütig wirklich (noch) nicht wissen und Irrtümern, zwischen Gefühlen und Argumenten, zwischen Angst und der fahrlässigen Verbreitung von Falschinformationen, aus dem Zusammenhang gerissener Zitate, der Stimmungsmache durch aufbauschend verbreitete Informationsschnipsel. Ein jedes mag seinen Platz haben, aber auch seine Grenzen.

Kommt ganz drauf an!

Wieso dürfen Große Dinge tun, die Kleinen verboten sind? Warum eigentlich durfte der kleine Martin an manchen Tagen eine ganze Tafel Schokolade essen, die an anderen Tagen auf ein paar Stücke rationiert war? Warum war es ok, auf dem Bolzplatz derbe Sprache rauszuhauen, die zu Hause oder in der Schule besser nicht Eltern oder Lehrern zu Ohren kommt? Im Zeltlager durften die Fingernägel beim Essen rustikaler aussehen als am Sonntagsmittagstisch zu Hause und als 16jähriger durfte ich ohne Standpauke später nach Hause kommen denn als 11jähriger. Ganz zu schweigen von den belauschten Witzen, die in Erwachsenenrunden kursierten. Unsereins hätte für die Verbreitung solcher Geschichten seinerzeit einen Satz heiße Ohren bekommen. Wenn die das dürfen? Wieso nicht ich? Kommt eben ganz drauf an! Dieser Satz überstimmt sogar die hoch hängende Moral von der Gerechtigkeit. Muss also was Bedeutsames sein!

Können Banken ethisch handeln?

Wir sind immer schnell dabei, die moralische Keule zu schwingen. Meistens schleudern wir sie auf Menschen, wo wir uns der guten Ordnung halber besser auf Systeme konzentrieren sollten, die unseren moralischen Ansprüchen nicht im Selbstlauf genügen. Dazu kommt noch, dass Moral und Ethik keine baugleiche Massenware sind. Jeder muss sich die seine mühsam erarbeiten. Dann hat jeder eine eigene, leider nicht meine. Zum Kotzen, nicht wahr?

Komm rein …

…. es gibt auch einen guten Café, wie sich das für einen guten Gastgeber gehört. Mal wieder eine Einladung zu einer Veranstaltung. Eines unserer Themen: Moral. Gut, dass sie schlechter wird hab ich mal gewitzelt. Aber mal im Ernst: Auch wenn ich sie zum Kotzen finde, ohne Moral geht es nicht. Sie ist eine relevante Messlatte für uns. Aber eben nicht für andere!